Der Weg unserer Schulprogrammentwicklung
Um
die inhaltliche Arbeit unserer Schule weiterzuentwickeln, arbeiten wir seit 1998
an unserem Schulprogramm, dem wir den Namen „Lebensnahe Schule“ gegeben haben.
Alle Lehrerinnen, Lehrer, Schülerinnen und Schüler setzten sich unter
Einbeziehung der Eltern zusammen und überlegten gemeinsam:
-
Welche weiteren
Ziele ergeben sich daraus?
-
Wie können wir
diese Ziele erreichen?
Daraus entstand
die Idee, unsere Schule noch lebensnaher und zukunftsbedeutsamer
für unsere Schülerinnen und Schüler zu gestalten, um so gezielter auf die
spezifischen Besonderheiten unserer Schüler eingehen zu können. Zur Realisierung
dieses Hauptziels wollten wir noch mehr lebenspraktische, schülerzentrierte,
handlungsorientierte und zukunftsbedeutsame Unterrichtskonzepte entwickeln und
einsetzen.
Wie haben
wir versucht, dieses Ziel zu verwirklichen?
Wir haben in Teamarbeit pädagogische Ziele entwickelt und in der Lehrerkonferenz gemeinsam deren Umsetzung verbindlich beschlossen. Um dafür notwendige neue Unterrichtsstrukturen- und Formen kennen zu lernen, führten wir schulinterne Lehrfortbildungen durch. Wir beschlossen, zu einem Thema über einen verabredeten Zeitraum hinweg „schulinterne Rahmenlehrpläne“ zu entwickeln. Unser Ziel war es, alle Schülerinnen, Schüler und Eltern einzubinden und diese Rahmenlehrpläne besonders lebenspraktisch und zukunftsorientiert für alle Unterrichtsfächer auszurichten. Der verstärkte Einsatz veränderter Unterrichtsstrukturen- und Formen stand dabei im Mittelpunkt.
Diese Form, schulinterne
Rahmenlehrpläne zu entwickeln, haben wir als sehr positiv und nachhaltig
empfunden. Insgesamt hatten wir uns auf drei Themenbereiche festgelegt:
Ø
„Gesund leben“
Ø
„Miteinander –
Füreinander“
Ø
„Wir schützen
unsere Umwelt“
Nun suchte sich jede Klasse
dazu ein Unterthema, das sie besonders interessiert. So wurden die Schüler im
Laufe der Schulprogrammentwicklung selbstbewusster in der Eigenbestimmung von
Themenwahlen und gestalten die Entwicklungsprozesse an unserer Schule dadurch
aktiv mit. Ein weiteres Ziel ist es, die in den Projektwochen angewendeten
offenen Unterrichtsformen mehr in die tägliche Unterrichtsarbeit während des
gesamten Schuljahres einfließen zu lassen.
Durch die anschließende
Evaluation durch die Schülerinnen und Schüler, ihren Eltern und den Lehrkräften
war es uns möglich, eine umfassende Rückmeldung zu erhalten. Die neuen
lebenspraktischen, zukunftsorientierten und handlungsorientiert ausgerichteten
Unterrichtsformen fanden positiven Anklang bei allen Beteiligten. Auch die
positive Beachtung unserer Schule konnte sich im regionalen Umfeld positiv
weiterentwickeln. Neben dem „Tag der offenen Tür“ an unserer Schule fanden wir
durch die Kooperation mit Firmen der Region und durch Veröffentlichungen unserer
Unterrichtsarbeit in der regionalen Tagespresse verschiedene Möglichkeiten
unsere Schule nach außen zu öffnen. So war es ganz klar, dass die neuen
Unterrichtsstrukturen und –methoden in die tägliche Arbeit einfließen.
Mit dem Schuljahr 2005/06
trat der neue Rahmenlehrplan für die Allgemeine Förderschule in Kraft. In dem
neu entwickelten Rahmenlehrplan sehen wir eine Bestätigung unserer bisherigen
Schulprogrammarbeit. Die Arbeit mit sechs Leitthemen wird als verbindliche
Grundlage für die Unterrichtsarbeit festgelegt und gibt somit Raum für
fächerübergreifende und fächerverbindende Projektarbeit. Für uns stellt die
Implementierung des Rahmenlehrplans eine logische und von uns sehr begrüßte
Weiterentwicklung unseres Schulprogramms dar.
Wir haben gleichzeitig die
Initiative des MBJS[1] zur
Umgestaltung der Unterrichtsarbeit in den Jahrgangsstufen 9 und 10 zu Beginn des
Schuljahres 2005/06 aufgegriffen und dafür eigene schul- und regionalspezifische
Lösungsansätze entwickelt.
Die von uns durchgeführte
Umgestaltung des Unterrichts in der Klassenstufe 9 und 10 basiert zum einen auf
den bereits gewonnenen Erkenntnissen des
Modellversuchs „Projekt – und handlungsorientierte Struktur und
Gestaltung in den Jahrgangsstufen 9 / 10 der allgemeinen Förderschule (AFL)“
einschließlich der Erfahrungen der AFS Finsterwalde und zum anderen auf eigenen
Erfahrungen hinsichtlich der veränderten Lern- und Lebenssituation unserer
Schüler. Kerngedanke ist die fächerübergreifende Projektarbeit, die wir im
Rahmen unseres Schulprogramms „Lebensnahe Schule“ seit 1998 entwickeln und in
der Praxis mit der gesamten Schule durchführen, evaluieren und jedes Jahr weiter
entwickeln. Dabei stehen schülerzentrierte und handlungsorientierte
Unterrichtsformen wie Partner-, Gruppen- und Wochenplanarbeit im Vordergrund.
Die Einführung von
Schülerfirmen ergab sich als logische Konsequenz der Verwirklichung einer
„Lebensnahen Schule“. Inzwischen ist das „Cafè Waldblick“ sowohl für Schüler und
Lehrer als auch für Gäste unserer Schule eine richtige Institution geworden. Am
18.08.2005 eröffnete das erste Cafè, das nun seitdem erfolgreich von den
jeweiligen 10. Klassen mit viel Engagement geführt wird. So werden in der
Frühstückspause leckere Snacks und Getränke angeboten und frisches Brot selbst
gebacken. Einmal wöchentlich wird ein warmes Mittagessen zubereitet. Zusätzlich
bietet die Schülerfirma verschiedene Dienstleistungen wie z.B. Buffeterstellung,
Kuchenservice und Verkaufsservice an. Seitdem entstanden in den letzten Jahren
zahlreiche Kontakte zu Privatpersonen und Firmen der freien Wirtschaft. Dies
bietet den Schülern vor allem die Möglichkeit, außerhalb des „Schonraums“ Schule
wichtige Schlüsselqualifikationen für die kommende berufliche Integration zu
erwerben und zu trainieren.
Auch eine
Schülerzeitung arbeitete über zwei Jahre mit verschiedenen Geschäften und Restaurants in Mahlow und
Umgebung zusammen. Sie erstellten Werbung für diese Firmen und konnten dafür
ihre Zeitung dort verkaufen. Außerdem unterstützte diese Schülerfirma durch ihre
Werbung auch Projekte anderer Schulen wie z.B. die
Schulfußball-Weltmeisterschaft 2006, die von der Herbert- Tschäpe- Oberschule
organisiert wurde.
Im
Schuljahr 2009/10 haben wir uns erfolgreich für das Projekt „Anschub.de[2]“
zur Umsetzung unseres Ziels der Schulgesundheit beworben und wurden als „Gesunde
Schule“ ausgezeichnet. Neben gesunder Ernährung, Entspannungstechniken und
Konfliktlösungsstrategien sehen wir Sport als wesentlichen Beitrag zur
Gesundheitserziehung und zum Training sozialer Kompetenzen. So sind wir stolz,
dass wir im Dezember 2010 als „Sportlichste Förderschule“ ausgezeichnet wurden.
Ein
weiterer wichtiger Meilenstein in unserer Schulprogrammentwicklung ist
die Berufsorientierung an unserer Schule, die unseren Schülern die
berufliche Integration erleichtern soll. Wir wurden im Schuljahr 2009 und 2011
jeweils mit dem vom „Netzwerk Zukunft“ alle zwei Jahre neu ausgeschriebenen
Siegel „Schule mit hervorragender Berufsorientierung“ ausgezeichnet und dadurch
in unserem Weg der Schulprogrammentwicklung bestätigt. Wir arbeiten mit
verschiedenen regionalen und überregionalen Ausbildungsbetrieben, mit
Berufsbildungseinrichtungen und weiterführenden Schulen zusammen. Außerdem
nehmen wir am Projekt „ZEBRA-plus“ teil.
In diesem Projekt wird die Berufsorientierung in Firmen des allgemeinen
Arbeitsmarktes realisiert. Ziel ist dabei das Vermeiden der »2. Schwelle« der
beruflichen Integration für Jugendliche mit (Lern-)Behinderung
durch konfliktfreie Integration in Arbeit. Die Schüler werden dabei bis zum
Abschluss der Berufsausbildung durch Übergangsbegleiter betreut, so dass die
Berufsvorbereitung nachhaltig erfolgt.
2011 war unsere Förderschule im Zuge der politischen
Entscheidung der Landesregierung Brandenburgs, bis zum Jahr 2019 alle
Förderschulen zu schließen sowie durch die daraus folgenden bildungspolitischen
Prozesse bis 2014 von der Schließung bedroht. Die Schülerzahlen sanken bis zum
Jahr 2014 um 40%, engagierte Kolleg*innen verließen die Schule, um in
integrativen Schulkontexten zu arbeiten, Eltern, Schüler*innen sowie die
verbliebenen Kolleg*innen zeigten sich erheblich verunsichert.
Mit der Einführung des neuen Rahmenlehrplanes im Schuljahr 2017/18 erarbeiteten wir ein Schulinternes Curriculum und integrierten es in unser Schulprogramm. Die Bereiche Sprach- und Medienbildung bekamen nunmehr einen größeren Stellenwert zugemessen. Um dem ansprechend gerecht zu werden, entwickelten wir eine Konzeption zur Umsetzung des 5-Punkte-Programms zur deutschen Rechtschreibung und erarbeiteten einen Medienentwicklungsplan, der uns die Teilnahme am Projekt Medienfit ermöglichte.
Seit
[1] Ministerium für Bildung, Jugend und Soziales
[2] Anschub.de ist die Allianz für nachhaltige Schulgesundheit und Bildung in Deutschland. Dahinter steht eine Initiative der Bertelsmann Stiftung. Ziel aller Beteiligten ist es, Gesundheit und Bildung sinnvoll miteinander zu verknüpfen, um sie nachhaltig im Schulleben zu verankern.